Friede der Religionen auf
dem Tempelberg
Eine unabdingbare Voraussetzung für nachhaltigen
Frieden im Nahen Osten
ein Update 2007 [Gottfried Hutter
– gottfried.hutter@gmx.de – www.Tempel-Projekt.de]
Seit
ich den Vorschlag zum ersten Mal ausgesandt habe, hat sich die Perspektive ein
wenig verlagert. Im Vordergrund steht jetzt ein ganz praktischer Vorschlag an
die Verantwortlichen der drei abrahamischen
Religionen, nämlich ein interreligiöses Gericht einzuberufen bzw. eine
interreligiöse Mediationsstelle einzurichten, um die Frage zu klären:
Wer ist der rechtmäßige Eigentümer des Tempelbergs?
Gewöhnlich ist diese Frage tabu. Erörterungen
darüber lassen sofort die Emotionen hochgehen – und das zeigt, dass der
Tempelberg eine fundamentale Bedeutung für den gesamten Nahostkonflikt hat.
Der Glaube der säkularen Kräfte, dass die
Spannungen verringert werden könnten, indem die Bedeutung des Tempelbergs für
die religiösen Juden einfach ignoriert wird, ist in meinen Augen keine Hilfe,
sondern ein Hindernis für die Lösung des Konflikts, denn die Bedeutung dieses
Orts für die Juden kann durch ein derartiges politisches Kalkül ja nicht
beseitigt werden und genausowenig seine Bedeutung für
die Muslime. Auch zu sagen, es habe nie einen Tempel an der Stelle gegeben,
kann den Konflikt nicht lösen. Die Diskrepanz zwischen Ansprüchen der Muslime
und der Juden wird weiterhin Grund für stets erneutes Aufflammen von Spannungen
bleiben wie in der Vergangenheit – von
den blutigen Unruhen des Jahres 1929 bis herauf zu den jüngsten Protesten wegen
Reparaturarbeiten an der Aufstiegsrampe neben der Klagemauer. Und was für ein
Friede auch erreicht werden mag zwischen Israelis und Palästinensern, dieser
Platz wird Quelle stets neuer Konflikte bleiben, solange die Eigentums- und
Nutzungsrechte nicht zu jedermanns Zufriedenheit geklärt sind.
Wirklich nachhaltigen Frieden kann es daher erst
geben, wenn der Eigentumsstreit gelöst ist. Und wirklich gelöst werden kann
dieser Streit nur durch ein interreligiöses Verfahren, das alle drei abrahamischen Religionen einbezieht. Und zuvor wird eine
Vision einer friedlichen Lösung nötig sein, denn ohne eine positive Aussicht
werden die Parteien sich weigern sich einem interreligiösen Gericht zu
unterstellen.
Daher mein Vorschlag.
Er kann einem derartigen Gericht als
Modell dienen, weil er eine dem Wesen der drei Religionen entsprechende,
symbolisch gerechte Aufteilung des vorhandenen Raums vorsieht. Deshalb wird es
in dem Verfahren keine Verlierer geben, vielmehr werden daraus alle drei
Parteien siegreich hervorgehen.
Im Gegensatz zu der im Nahostkonflikt
vorherrschenden Vorgehensweise ist dieser Vorschlag nicht problem-
sondern lösungsorientiert:
Da die Gegenwart von Problemen gezeichnet
ist, muss das vorgeschlagene Bild des Friedens seine Wurzeln in der Zukunft
haben, in einer Zeit, in der der Konflikt zur Zufriedenheit aller gelöst sein
wird. Dadurch kann es ein den Tempelberg einbeziehendes gemeinsames Heiligtum
der drei Abrahamischen Religionen zeigen, und den
jüdischen Tempel als einen Teil davon. Nicht eine der existierenden Strukturen
von Haram ash-Sharif wird im Prozess der Einrichtung
dieses Gesamtheiligtums auch nur berührt werden. Daher können in diesem Prozess
alle Parteien gewinnen.
Ohne irgendjemand irgendetwas etwas wegnehmen
zu müssen, werden die Juden, indem sie diesen Vorschlag akzeptieren,
universelle Anerkennung finden für ihr Recht, genau an dem von der Halacha vorgeschriebenen Platz einen neuen Tempel errichten
zu dürfen (was nicht heißt, dass sie das auch tun müssen). Indem sie sich voll
in das Ganze der Abrahamischen Gemeinschaft
einordnen, werden die Muslime universellen Respekt gewinnen für die
Spiritualität und die Würde des Islam. Und auch die Christen werden bekommen,
worauf sie hoffen: eine tief humane Lösung. – Für mehr Details lesen Sie bitte
die unten angefügten Artikel.
Auf der Basis dieses
Vorschlags können es alle drei Parteien wagen, ein gemeinsames spirituelles/klerikales/säkulares
Gericht zu bilden für eine unerhörte Aufgabe: die anscheinend unmögliche,
irgendwann aber doch unvermeidliche und auf diese Weise sogar sehr
aussichtsreiche Klärung der Besitzverhältnisse und der Nutzungsrechte an diesem
bestimmten Stück Land, welches zum symbolisch-spirituellen Zentrum des ganzen
Nahost-Konflikts geworden ist.
Kann die positive
transformierende Kraft dieses Bildes nicht die politische und die religiöse
Situation des Nahen Ostens – ja sogar weltweit –vollständig verändern?
So weit das Update des
Vorschlags. Zur Information für die, die zum ersten Mal davon hören, etwas zu
seiner Geschichte:
Wie Sie den unten
angefügten Reaktionen entnehmen können, hat der Vorschlag seit 2002
international einige Anerkennung gefunden.
2005 ist im deutschen
Fernsehen eine 90-minütige Diskussion darüber gezeigt worden zwischen
hochrangigen Vertretern der drei abrahamischen
Religionen, die in einer arabisch synchronisierten Version sogar im Nahen Osten
zu sehen war.
2006 wurde dieses
Friedensbild auf einer großen Nahost-Konferenz in Amman vorgestellt. Als ein
Ergebnis schlug ein palästinensischer Pfarrer vor, ein begehbares Modell dieses
Gesamtheiligtums in seiner Pfarrei zu errichten. Das wiederum hat eine Klasse
für Sakralarchitektur an der Technischen Universität in München veranlasst,
einen Planungswettbewerb dazu zu veranstalten.
Die weiterführenden Artikel
gehen der Frage nach, warum der Friede ein gemeinsames Heiligtum der drei abrahamischen Religionen braucht, warum gerade auf dem
Tempelberg und wie das möglich sein soll.
1. Artikel
vom Januar 2007, “Warum die drei abrahamischen
Religionen ein gemeinsames Heiligtum brauchen und warum auf dem Tempelberg” http://www.tempel-projekt.de/Warum%20ein%20gemeinsames%20Heiligtum%20notwendig%20ist%20_%20Artikel%20kurz.htm
2. “Ein Bild künftigen Friedens”,
Arbeitspapier, präsentiert auf der internationalen Nahost-Konferenz WOCMES 2 in
Amman, veranstaltet im Juni 2006 vom königlich jordanischen Institut für
interreligiöse Studien http://www.tempel-projekt.de/Amman%20Vortrag%20mit%20Folie%20deutsch.htm
3. Internationale Reaktionen http://www.tempel-projekt.de/Reaktionen%20auf%20das%20Projekt.htm