Deutsche
Welle / TransTel
Sendetitel: Friede
der Religionen auf dem Tempelberg
Title:
Peace of Religions on the Temple Mount - at Haram
Ash-Sharif
Folgentitel: Eine
Vision für
Frieden im Nahen Osten
Title of the episode: A Vision for Peace in the Middle East
Produktions-
/Folgennummer:
Herkunft: Podiumsdiskussion
„Denkzeit"
vom BR alpha
2005
Origin: Panel Discussion “Think
Time“ of BR alpha 2005
Länge (Min/Sek): 57'
Length: 57’ (cut from the original 94 minutes)
Cutter/in:
Redaktion:
Redakteur/in:
Vortext:
Im
1.
Sprecher: Kommentar
Ort
der Aufzeichnung:
Place of the
recording: Schweißfurth Stiftung,
Südliches Schlossrondell 1,
Schloss
Nymphenburg, München
Datum
der Veranstaltung: 6. April 2005,
19 Uhr
Date of the
event:
Datum der Erstausstrahlung: 30. April 2005,
Date of the
first broadcast:
-2-
Serientitel
0:29 Gottfried
Hutter Guten
Abend, sehr verehrte Damen und
Herren
hier im Saal, und auch an den
Bildschirmen zu Hause.
Good Evening, Ladies and
Gentlemen here in the hall, and at home at your televisions.
0:38 Es
wird heute um ein brennendes Thema
gehen,
wenn nicht sogar um den Kern des
großen Kulturkonflikts, der die
Welt seit
dem
11. September 2001 in Atem hält.
Today’s topic is about a burning issue, if not about the core of
the great culture conflict that keeps the world on edge since
0:50 Wie
kann Frieden werden in Israel und in
Palästina?
How
can peace be achieved in
-3-
0:56 Gottfried
Hutter Es
ist mir dann eine große
Ehre, Ihnen als
die Gäste
des heutigen Abends
hochrangige Vertreter der drei
abrahamitischen Religionen in Deutschland
vorstellen
zu dürfen.
It is a great honour to present to you this evening’s guests who are some
of the top-ranking representatives of the three abrahimic
religions in
1:08 Es
sind dies - von links nach rechts - der
ehemalige Landesrabbiner von
Baden-
Württemberg, Dr. Joel Berger.
They are from left to right,
the former State Rabbi from Baden-Wurtemberg, Dr.
Joel Berger.
Er
ist heute hier für
den Zentralrat der
1:17 Juden
in Deutschland, und für
die Botschaft
des Staates
He is here today to represent
the Central Council of Jews in
1:24 Als Vertreter der katholischen
Bischofskonferenz ist
Weihbischof Dr.
Hans-Jochen Jaschke
aus Hamburg
gekommen.
Representing the Catholic
Bishops Conference is Suffragan Bishop Dr. Hans-Jochen Jaschke from
1:33 Die
Religion des Islam vertritt heute Abend
Sheikh Hassan
Dyck,
der deutsche
Sprecher des
ehrenwerten Nakschbandi
Sufi Ordens
und dessen Oberhauptes
Großmeister Sheikh
Mohammed Nasim AI
Hakani.
The Islamic religion is represented
this evening by Sheikh Hassan Dyck,
who is the German speaker of the honorable Naqshbandi
Sufi Order and their uppermost Grandmaster Sheikh Mohammed Nazim
Al Hakani.
1:50 Dr. Stefan Wimmer von
der Universität
München wird das
Gespräch leiten. Dr.
Wimmer ist Ägyptologe und
einer der
aktivsten
Sprecher der Freunde Abrahams,
die
sich zum Ziel gesetzt haben, dass die
drei Religionen, die
auf Abraham
zurückgehen, sich
gegenseitig verstehen
lernen.
Dr. Stefan Wimmer from the
Dr. Wimmer is an Egyptologist and one of the most
active speakers for the Friends of Abraham, whose aim is to promote better
understanding among the three religions originating in Abraham.
-4-
2:11 Gottfried
Hutter Nun zum
Gegenstand des heutigen
Abends:
Es geht um die Frage, wie die drei
abrahamitischen Religionen
zum Frieden
im
Nahen Osten beitragen können.
Now to the subject matter of
this evening: It is about the question,
how the three abrahimic religions can contribute to
peace in the
2:22 Während von politischen
Friedensbemühungen der verschiedensten
Art
täglich
in den Medien berichtet wird, ist
von
Friedensbemühungen
der Religionen
wenig
die Rede.
While political peace
initiatives of various sorts are reported daily by the media, there is little
talk of the peace endeavours made by the religions.
2:34 Die
Religion wird in der Öffentlichkeit
eher
als ein
Problem betrachtet,
weil viele
Extremisten und Terroristen sich gerade
auf ihre Religion berufen.
Religion is regarded in public
rather as a problem, because many extremists and terrorists see their religion as their calling.
Aus diesem
Grund ist das
religiöse
2:46 Zentrum des
Konflikts bisher aus
allen
Friedensverhandlungen ausgeklammert
worden, nämlich der Tempelberg.
For this reason, till now, the
religious center of the conflict, the
2:57 Gottfried
Hutter Der
Tempelberg, oder - wie die Muslime
sagen
- „Haram Ash-Sharif wird sowohl von
den
Juden als auch von den Muslimen als
ihr heiliger
Bezirk betrachtet. Deshalb
könnte es sein, dass
wirklicher Friede im
Heiligen
Land nicht erreicht werden kann,
bis
mit friedlichen Mitteln geklärt, wem auf
diesem
Platz welche Rechte zukommen.
The
3:23 Friede
im Heiligen Land braucht deshalb
zuerst Frieden
zwischen den drei
Religionen, die
heute hier, bei
diesem
Gespräch, vertreten sind.
Peace in the
Und dieser
Friede muss die
zentrale
3:33 Streitfrage in
den Konflikt ganz konkret
einbeziehen,
nämlich
die widersprüchlichen
Ansprüche auf den Tempelberg.
And this peace must explicitly
and completely include this central issue into the conflict, the contradictory
claims to the Temple Mount.
-5-
3:45 Gottfried
Hutter Das Lösungsbild,
um das es
in dem
heutigen
Gespräch gehen
wird, stammt aus
dieser
Art Blick auf den Tempelberg: Alle
müssen gewinnen.
The image of the solution, that
today’s discussion will deal with, comes from this way to view the
3:56 Gottfried
Hutter Mitten
auf dem Tempelberg steht seit 1300
Jahren
das drittgrößte
Heiligtum des Islam,
der Felsendom.
In the midst of the
Aber
jetzt möchte
eine mächtige
Gruppe
4:05 von
Juden an diesem Platz, an dem in der
Antike
ihr Tempel gestanden
hat, einen
neuen
Tempel aufbauen, und dazu den
Felsendom abreißen. Eine äußerst
explosive
Kombination.
But now a powerful group of Jews
wants to build a new temple on the place, where in antiquity their temple was
standing, and tear down the Dome of the Rock for this purpose. This is
an extremely explosive combination.
Dabei
dürfen
die meisten religiösen
Juden
4:22 den
Tempelberg gar nicht betreten, weil sie
dabei
die Stelle entweihen könnten,
auf der
das
Allerheiligste des früheren
Tempels
gestanden
hat.
And most religious Jews may not
even step on the
4:34 Wie
können
unter diesen Umständen
alle
gewinnen?
How can all win under these
circumstances?
4:39 Gottfried
Hutter Und
damit möchte
ich das Wort an den
Diskussionsleiter
übergeben
und ich hoffe,
wir werden
auch in diesem
Gespräch
erleben,
wie alle gewinnen können.
And with this I would like to
hand over the topic to the moderator, and I hope that in this dialog we will
experience, how we all can win.
4:59 Moderator Sheikh Hassan Dyck,
Sie haben mehrere
Jahre
in Damaskus studiert und in anderen
arabischen
Ländern
gelebt; haben danach
in
Köln
selbst ein Sufi-Zentrum gegründet.
Sie
treten, glaube ich, auch als Musiker, als
Sufi
auf. Sheikh Hassan: Salem Aleikum.
Sheikh Hassan
Dyck, you have studied for many years in
-6-
5:20 Moderator Herr Hutter beendete seine
Einführungsworte mit der
Hoffnung, dass
alle
gewinnen können. Was können die
Muslime
gewinnen durch diese
Lösung?
Mr. Hutter ended his
introductory words with the hope that all can win. What can
Muslims gain through this solution?
5:33 Die
Muslime haben - wenn Sie so wollen -
seit über
1300 Jahren den
früheren
Tempelberg,
den Haram al Sharif, die AI
Aksa Moschee, zu dessen
Komplex der
Felsendom mit dazu gehört.
The Muslims held – if you so
want - for over 1300 years the former Temple Mount, the Haram
al Sharif, the Al Aqsa
Mosque, the complex to which the Dome of
the Rock belongs.
5:49 Warum sollte
man an dieser
Situation
etwas
ändern
aus muslimischer Sicht? Was
könnten Muslime noch
gewinnen?
From a Muslim point of view,
why should one change anything in this situation? What more
can Muslims gain?
-7-
5:58 Sheikh
Hassan Der
Gewinn liegt in den Überlegungen.
Es
Peter
Dyck gab einen
großen Heiligen
in der
islamischen Tradition, der heißt Jalaluddin
Rumi.
The gains are in the
consideration. There was a great saint in the Islamic tradition with name Jalaluddin Rumi.
Das
ist ein großer
Heiliger, der auch ein
6:15 Alim natürlich war, ein Gelehrter,
der also
wirklich
endlos viele Schüler
hatte an der
damaligen Universität.
He is a great saint, one who
was also an Alim, a scholar, one who also had really
an endless number of students at that university.
Das
hat man damals nicht so genannt, aber
6:31 es
war eine Universität
in Konia. Er hatte
dann
mystische Erlebnisse und fand einen
mystischen
Meister, Shams-i Tabriz.
At the time they didn’t call it
that, but there was a university in
6:45 Mir
fällt
von einem seiner tausenden von
Gedichten
eines ein, und zwar sagte er:
„Auf meiner Suche nach Gott
habe ich im
6:57 Tempel geschaut
und habe ihn
nicht
gefunden.
Ich war in der Kirche, und habe
Gott dort
nicht gefunden.
I recall one of his thousands
of poems where he says „in my search for God, I looked in the temple, and
didn’t find him. I was in church and I didn’t find God there.
7:04 Ich
war in der Moschee und habe Gott dort
nicht
gefunden. Ich war in der Synagoge
und
habe Gott dort nicht gefunden. Wo
habe
ich ihn gefunden zum Schluss?" Er
deutet
auf sein Herz und sagt: „In
meinem
Herzen
habe ich Gott gefunden."
I
was in the mosque and didn’t find God there. I was in the synagogue and didn’t
find God there. Where did I find him in
the end? He pointed to his heart and said: “In my heart I found God”.
- 8
-
7:26 Sheikh
Hassan Das ist
ein wichtiger Punkt für
alle
Peter
Dyck Religionen,
dass jeder - es geht ja um
Frieden,
und es ist ein Lösungsvorschlag
für den Frieden.
This is an important point for
all religions, for everyone – after all it is about peace, and it is a proposed
solution for peace.
Wir
sind der
Ansicht, dass ein
Frieden
7:43 natürlich vom Einzelnen erst
mal
ausgehen
muss;
dass es praktisch nicht möglich
ist,
wenn
ein Menschen in sich keinen Frieden
gefunden
hat, diesen Frieden auch nicht
vermitteln kann.
We hold the view that peace
must start with each person; that it is practically impossible to transfer
peace, if a person hasn’t found peace within oneself.
7:59 Da kann man viele äußerliche
Rahmen
schaffen
und Bedingungen demonstrieren
wie
die berühmten
Friedensdemonstrationen,
wo dann
anschließend Steine geworfen werden
und
Schaufenster kaputt gehen.
One can produce many exterior
frameworks and demonstrate prerequisites, like the famous peace demonstrations,
where afterwards stones are thrown and store windows are broken.
8:12 Der
Frieden muss individuell anfangen.
Das
ist
der Ansatz, und das ist das Gute
dabei.
Wenn wir die drei Religionen, um
die
es ja heute hier geht,
in ihrem
Ursprung
betrachten, dann sehen wir
natürlich, dass die Propheten
nichts
anderes gebracht haben als Frieden.
Sie selbst
waren natürlich wirklich
in
8:31 Perfektion
(mit sich) in Frieden, weil sie
nämlich in sich drin nichts
anderes hatten
als
die Liebe zu Gott.
Peace must begin individually.
That is the beginning, and that is what is so good about it. When we look at the origins of the three
religions that we are considering today, we see of course that the prophets
brought nothing but
peace. They were of course really
perfection in peace (within themselves), because they had nothing else within
them but the love of God.
Sie
wollten nichts von dieser Welt.
8:41 Worüber hätten sie sich streiten
wollen
und worum?
They
wanted nothing from this world. What
would they want to quarrel about and why?
-9-
8:46 Sheikh
Hassan Ich
sage oft zu dieser hektischen und etwas
Peter
Dyck pessimistischen Zeit
und dieser quasi
islamophobischen Zeit:
I often say to these hectic and
somewhat pessimistic times and to these quasi Islam-phobic times:
Wir
wollen gar nichts. Wir wollen eigentlich
9:04 nichts
von der Welt. Das ist nicht unser
Weg.
Wir versuchen, dem Propheten zu
folgen.
Den Propheten hat man die ganze
Welt
angeboten: Dem Propheten
Mohammed
- Friede sei mit ihm -, dem
Propheten
Jesus.
We don’t want anything. We want really nothing from the world. That is not our way. We try to follow the prophet. The prophets were offered the whole
world: The prophet Mohammed – may peace be with him -, the prophet Jesus.
9:18 Allen
Propheten kam die Verführung,
die
ganze
Welt anzubieten, und sie haben es
ausgeschlagen.
Sie wollten es nicht. Sie
wollten
die Liebe. Sie haben den Tropfen
des
Paradieses und der Schönheit
Gottes
geschmeckt
in ihrem Herzen, und da war
nichts
anderes als diese Liebe: Und diese
Liebe haben sie gegeben.
All prophets were allured by
the offer of the whole world and they rejected it. They did not want it. They wanted the Love. They tasted the drops of paradise and the
beauty of God in their hearts, and there was nothing other than this Love: And they gave this Love.
Der
Prophet Jesus hat gesagt: „Ich kann
9:37 gar
nichts anderes geben als das, was ich
in
meinen Taschen habe, nämlich
nur das."
The Prophet Jesus said: „I can
give nothing other than what I have in my pockets, and only that.”
Das
ist der Ansatz
That is
the beginning.
9:43 Moderator Darauf
würde
ich gerne in einer weiteren
Runde noch
mal zurückkommen. Herr
Rabbiner
Dr. Joel Berger: Sie waren - Herr
Hutter
sagte es schon - lange Jahre, ich
glaube
fast 20 Jahre
Landesrabbiner in
Württemberg. Sie sind auch
Mitglied des
SWR
Rundfunkrates
I would like to come back to that
again in a further round of discussion.
Rabbi Dr. Joel Berger: You were –
Mr. Hutter said it already – many years, I believe almost 20 years the State
Rabbi in Wurtemberg.
You are also a member of the SWR broadcasting council.
10:00 Dr. h. c. Joel
Berger gewesen
have been
Rabbi Berger: Shalom
- 10 -
10:04 Dr. h. c. Joel Shalom Uvraha!
Berger
Shalom Uvraha!
11:10 Dr. h. c. Joel Diese Idee
vom Tempelberg ist
eine
Berger spirituelle,
messianische Idee. Das heißt,
dass dies
ein Teil der
messianischen
Erwartungen
der zukünftigen
Erlösung
ist.
Und
so möge
man sich bis zum Kommen
des
Propheten Elias - das ist auch einer
unserer
Propheten - halt gedulden. Dann
wird entschieden, wie
die Lage am
Tempelberg aussehen wird.
This idea of the
11:43 Das heißt:
Keinerlei aggressive
Vorstellungen
und Erwartungen, wie auch
seit
1967 überhaupt
im Tempelberg keine
spektakulären Aktionen oder Angriffe.
That means: no aggressive ideas or expectations, just as
there were no spectacular actions or attacks since 1967.
Einzelne
isolierte Angelegenheiten fanden
11:57 dort
statt. Aber nicht durch eine Regierung.
Und
wie Herr Hutter richtig gesagt hat: Sie
lesen
dort eine Tafel vor dem Aufgang zum
Tempelberg, dass es einem
traditionsgebundenen
Juden untersagt wird,
den Tempelberg zu
betreten, weil man
nicht
genau weiß,
wo dort das Allerheiligste
stand.
There were occasional isolated
incidents. But not by
a government. And as Mr. Hutter correctly said: There is a board at the entrance to the
Sogar die
Flugzeuge der staatlichen
12:26 Luftfahrtgesellschaft dürfen
den
Tempelberg
aus dem gleichen Grund nicht
überfliegen, und auch aus Rücksicht auf
den Islam.
Even airplanes of the state-run
airlines are not allowed to fly over the
12:38 Ich
glaube, das ist schon eine tolerante
Einstellung zum Tempelberg.
I believe that is quite a
tolerant attitude to the
-11 –
12:44 Moderator Dürfen wir uns also bis
hierher schon mal
so weit verständigen,
dass es bei
den
beiden
Bezeichnungen wohl
bleiben soll
und
darf? Also: Haram al Sharif oder
AI
Aksa Moschee auf einen Seite, und
Har
ha-Bayit
und Tempelberg auf der
anderen Seite. Beide Bezeichnungen sind
aus
der jeweiligen Perspektive berechtigt
und bleiben es.
May we then go so far as to say
that both designations should and may remain that way? Then: Haram al Sharif or Al Aqsa Mosque on the one side, and Har
ha-Bayit and
13:06 Moderator Herr
Weihbischof Dr. Jaschke: Sie sind im
Erzbistum Hamburg
für Fragen
der
Ökumene als Bischofsvikar
zuständig;
sind
in der Deutschen Bischofskonferenz
Vorsitzender
der Unterkommission für
den
inter-religiösen Dialog, und auch für den
Bereich Kirche,
Kultur und Medien
mit
zuständig.
Herr
Bischof: Grüß Gott.
Suffrogate Bishop Dr. Jashke:
You are as bishop vicar in charge of ecumenical issues in the Hamburg
Archbishopric; in the German Bishops Conference you are the chairman of the
sub-commission for inter-religious dialog, and also are responsible for the
areas church, culture, and media. Herr Bishop: Grüß
Gott.
13:32 Dr.
Hans-Jochen Grüß Gott.
Jaschke
Grüß Gott.
13:35 Moderator Wir
wissen alle, dass Jerusalem auch für
Christen
eine heilige Stadt ist, wenn nicht
DIE Heilige Stadt, und
aus katholischer
Sicht
darf man auch Rom eine gewisse
Position
zubilligen. Dennoch: Jerusalem
dürfte unangefochten bleiben
in Punkto
Heiligkeit
aus christlicher Perspektive.
Das
muss
nicht ausführlich
begründet
werden.
Der Ort des Geschehens, des
Leidens
We all know that
Auffassung
auch der Auferstehung Jesu
Christi,
macht daraus eine auf ewig heilige
Stadt
auch für
das Christentum.
The place of the happening, the
suffering, and the dying, and according to
Wie
aber sieht es mit dem Tempelberg
14:12 aus?
Geht der Tempelberg die Christen
irgend etwas
an?
But what does this mean for the
-12 -
14:22 Dr. Hans-Jochen Als Symbol
sicherlich. Aber Christen sind
Jaschke vom
Grundansatz her sehr liberal. Jesus
Christus hat
im Johannes-Evangelium
einmal
gesagt: „Es
kommt die Stunde, da
betet
man nicht in Jerusalem, sondern im
Geist
und in der Wahrheit."
As symbol
certainly. But the
14:36 Es
gibt ein Bild - vom Neuen Testament
aus
gesehen -, das sagt: Christus ist der
neue Tempel. Und überall,
wo an ihn
geglaubt
wird, wo ihm Ehre gemacht wird
unter
den Menschen, dort ist der Tempel.
There is a picture – as seen
from the New Testament - that says: Christ is the new temple. And everywhere, where He is believed in,
where He is given glory among men, there is the temple.
14:51 Natürlich hat der
Tempelberg - auch der
alte
Tempel - eine wichtige symbolische
Bedeutung. Aber für
Christen gibt es
deswegen
auch nicht DIE heiligen Orte:
weder
Rom, noch Jerusalem in einem
wirklich letztlich
verbindlichen Sinn. Das
sind
ganz wichtige Orte, aber ein Geist der
Freiheit
weht durch das Christentum.
Of course, the
-13-
15:14 Dr. Hans-Jochen Von der Vision vom Tempel,
Herr Hutter:
Jaschke Was
Sie uns sagen und schreiben, das ist
natürlich sehr sympathisch. Da
denkt ein
Christenmensch
und ein Jude
an den
Propheten
Jesaja, das zweite Kapitel:
15:26 „Die Völker werden zum Berg Zion
wallen,
und
der Herr spricht Recht für
alle Völker.
Für alle
Völker Gerechtigkeit. Dann
schmieden sie
die Schwerter um
in
Pflugscharen
und die Lanzen in
Winzermesser."
About the vision of the
15:43 Zion,
ein Friedens-Ort, erinnert an den Gott
aller
Menschen, der die Menschen zum
Frieden bringen will.
15:53 Aber wir wissen:
Die Christenheit und
verschiedene Religionen
untereinander
sind
weit entfernt vom Frieden, oder waren
lange
Zeit weit entfernt und bewegen sich
immer
wieder nur in Ansätzen
auf dieses
Ziel hin.
But we know:
16:10 Dr. Hans-Jochen Katholische Christen
haben seit dem
Jaschke zweiten
Vatikanum daran erinnert, dass die
Grundhaltung des Dialoges sie bestimmen
muss.
Since the Second Vatican
Council, catholic
16:19 Dialog
heißt,
dass ich mich einlasse auf
das
Gespräch
mit anderen. Ohne dass ich
meinen
eigenen Anspruch aufgebe, bin ich
aber
bereit, andere ganz ernst zu nehmen
und
auch von ihnen zu lernen.
Dialog means that I get myself
involved with a discussion with others.
Without giving up my own demands, I am prepared to take the others
seriously and also to learn from them.
-14-
16:34 Moderator Herr
Hutter: Sie haben, gerade um das
virtuelle Projekt
gewissermaßen zu
visualisieren,
um die christliche Achse in
Ihrem
Projekt auch sichtbar zu machen,
ein
Schema vorbereitet, das dem Publikum
im
Saal ausgeteilt wurde. Möchten
Sie zu
dem
Schema
einige erläuternden
Worte
sagen?
Mr. Hutter: You prepared a diagram in order to enable the
visualization of your virtual project, about the
17:00 Gottfried Hutter Also,
diese waagerechte Linie, die Sie da
unten
sehen, die
soll den Tempelberg
symbolisieren.
In der Mitte dieser Kreis ist
das Heiligtum
des Islam dort,
das
Hauptheiligtum,
der Felsendom. Der
Felsendom
ist der jüdischen
Legende nach
der
Ort, an dem Abraham seinen Sohn
Isaak
opfern sollte. Es ist dann nicht dazu
gekommen, aber an diesem
Ort hat er
seine
Bereitschaft dazu demonstriert und
dadurch
den Test, der ihm gestellt worden
ist,
bestanden.
17:46 Dieser Abraham
wird vom Propheten
Mohammed
als DAS Musterbeispiel für
die
Geisteshaltung
des Islam dargestellt. Durch
diese Bereitschaft, seinen Sohn zu
opfern,
wird Abraham zum Beispiel für
alle
Muslime. Also, diese Geisteshaltung
ist
die Grundhaltung des Islam.
The horizontal line that you
see at the bottom, symbolizes the
This Abraham is shown by the
Prophet Mohammed as THE model example for the spiritual attitude of Islam. By his readiness to sacrifice his son,
Abraham becomes the exemplar for all Muslims.
Thus,
this mental attitude is the tenor of Islam.
- 15 -
18:19 Gottfried Hutter Wenn man dann
weiterschaut: Es war die
Grundhaltung
des Judentums, es ist die
Grundhaltung
des Islam, und wenn man
auch das
Christentum schaut: Diese
Bereitschaft,
sich selber herzugeben, sich
selber
zu opfern, ist genau
die gleiche
Bereitschaft von Jesus.
If one looks further: It was the tenor of Judaism, it is the tenor
of Islam, and if you look also at
Deshalb
ist für
mich dieser Ort nicht nur ein
18:42 Symbol
für
Juden und für
Muslime, sondern
in
dieser Geisteshaltung exemplarisch bis
ins Äußerste
demonstriert, auch die
Geisteshaltung von Jesus.
Hence, this place is not only a
symbol for Jews and for Muslims, but this mental attitude, demonstrated
exemplary to the utmost, is also the mental attitude of Jesus.
Dadurch entsteht eine Achse. Ich
habe
19:03 Ihnen ja
vorhin gesagt: Die
einzige
Möglichkeit, die ich sehen
kann, wie Juden
zu ihrem
Tempel kommen können
-
diejenigen, die
es möchten -
ist, ihn
darüber zu errichten.
Thus an axis is formed. I told you before: the only way that I can see how Jews can get their
temple – those who would like it – is to erect it above.
19:19 Ich
habe mir gedacht: Was man machen
müsste auf dieser Plattform,
die darüber
errichtet
werden könnte,
ist, den Felsendom
zu
spiegeln architektonisch, so dass man
ihn
auch gleichzeitig oben sieht, um
nämlich an diesem Ort die
Himmelfahrt des
Propheten Mohammed
anzudeuten, weil
nämlich
- obwohl
die Muslime eigentlich
der
19:43 Auffassung
sind, dass dieses Opfer von
Abraham
anderswo stattgefunden hat -
19:50 dies
der Ort der Himmelfahrt des Propheten
Mohammed
war. Dadurch entsteht in der
Mitte eine Achse.
I thought: What needs to be done is to construct a
platform above and to
architecturally mirror the Dome of the Rock so that you can see it
simultaneously at the top, to indicate the ascension of Mohammed at this place
- although the Muslims actually are of the opinion that Abraham’s sacrifice
took place somewhere else. Thus an axis is created in the middle.
-16-
bezeichnet hat,
dann finden wir immer
wieder als
seine Selbstbezeichnung
„Menschensohn".
20:11 Wenn
Sie sich in der Geschichte die Rolle
des
Christentums anschauen, dann sticht
die christliche
Rolle besonders dadurch
hervor, dass
die Christen Akte
der
Nächstenliebe in den
Vordergrund gestellt
haben; deshalb
Hospitäler und
ein
Sozialsystem
aufgebaut haben, und zwar in
einer
Weise, wie sie in keiner anderen
Religion
zu finden ist.
Also,
diese Achse der Menschlichkeit ist
20:37 etwas, was
die Christen als
ihre Rolle
übernommen haben.
When we contemplate how Jesus
referred to himself, then we find time and again his self-reference as Son of
Man.
If you look at the role of
Thus this axis of humanity is
something that the
20:45 Gottfried Hutter Die
Juden wiederum ragen als „Das
Volk
Gottes"
natürlich
heraus. Auch wenn man
in
der Geschichte schaut, ragen die Juden
heraus
durch ganz besondere Leistungen.
20:37 Also
ich glaube, man könnte
jeder Liste
hervorragender
Leistungen durchschauen,
und
man wird feststellen, dass die Juden da
eine
sehr gute Position einnehmen, egal ob
Nobelpreisträger, Künstler, Musiker oder so.
The Jews naturally stand out as
“God’s People”. Also when you look at history, the Jews stand out with their
exceptional achievements. I believe one could look through any list of
excellent achievements and one would detect that the Jews occupy very good
positions, be it as Nobel price winners, artists, musicians, or whatever.
21:17 Dieses
Volk Gottes hat durch diese Rolle,
ein
Volk Gottes zu sein, automatisch schon
eine herausragende Rolle, was nicht
bedeutet,
dass die besser sind. Es ist nur
eine
andere Rolle.
This God’s people, through the
role of being a god’s people, automatically have a prominent role, but this
does not mean that they are better. It
merely is a different role.
-17-
21:32 Gottfried Hutter Genauso hat der Islam - weil das
die
Geisteshaltung
des Islam war und auch
die
Geisteshaltung Jesu und auch die
Geisteshaltung
des Mohammed - die
Rolle,
die Basis zu sein; die Grundlage.
21:48 Der
Islam ist genau das, worauf alle drei
Religionen
aufbauen. Wenn man Islam als
Geisteshaltung bezeichnet,
dann muss
man
sehen, dass nicht nur der Islam diese
Geisteshaltung hat, sondern
auch das
Judentum
und auch das Christentum.
In the same manner, Islam has
the role to be the basis, the foundation – due to the mental attitude of Islam,
the mental attitude of Jesus, and also the mental attitude of Mohammed. “Islam”
is exactly that on which all three religions are built upon. When “Islam” is thus characterized as a
mental attitude, then one has to see that not only Islam has this mentality,
but also Judaism and also
22:09 Gottfried Hutter Somit
ist in dieser Struktur, die Sie hier
sehen,
das Verhältnis
der drei Religionen
zueinander bezeichnet. Also
Anfangs
haben viele
gesagt: „Das mit
dieser
Architektur,
das ist ja verrückt",
und: „So
was
kann man ja nicht machen." Mir war
klar: Es geht mir letzten Endes gar nicht um die Architektur, obwohl die
vielleicht
dazukommen
kann. Das wäre
ein schönes
Ergebnis.
Aber es letzten Endes einfach
um
eine Darstellung des Verhältnisses
dieser
drei Religionen zueinander, also um
ein virtuelles
Bild.
Consequently, this structure
that you see here shows the relationship of the three religions to each
other. In the beginning, many said:
“This architecture – this is crazy” and:
“Something like that cannot be done”. It was clear to me: In the end
this vision is not at all about architecture, although that could be part of
it. That would be a wonderful result. In
the end, it is simply a representation of the relationship of these three
religions to each other in a virtual picture.
22:50 Moderator Rabbiner
Dr. Berger: Sie hatten sich
einige
Punkte gemerkt, um einzuhaken.
Rabbi Dr. Berger: You jotted down a few points to follow up.
- 18 -
22:55 Dr.
Joel Berger Herr Dr. Hutter, bei
aller Liebe und
Bewunderung für
Ihr schönes und
ergreifendes
Projekt:
Dr. Hutter, with all due love
and admiration for your wonderful and moving project:
Die Bemerkung, die Nächstenliebe wäre
23:06 etwas
zutiefst nur Christliches,
kann ich
nicht ohne
Weiteres stehen lassen. Es
muss
Ihnen doch bekannt sein, dass diese
Nächstenliebe erstmals
im Dritten Buch
Mose, Kapitel 19, formuliert
ist.
I cannot let stand without
further comment the remark that charity would be only something utmost
23:24 Das
Copyright liegt bei uns. Sie sind nur
Leasingnehmer
im Laufe der Geschichte.
23:32 Selbst
Jesus, wenn er sich darauf berufen
hat, wie
Sie bitte in Ihrem
Neuen
Testament
nachlesen würden,
sagt: „Es
ist
gesagt
worden." Und am Rande zitiert man
ihn
in dem Dritten Buch Mose. Also bitte:
Das
ist unser Copyright.
We have the copyright. You are only leasees
in the course of history. Even Jesus
himself, when he referred to it, as you can read in your New Testament, says
“It has been said “. And the Third Book of Moses is quoted in the margin. Therefore, please: This is our copyright.
23:53 Sie
können
auch nicht sagen, dass die
Juden
davon nichts halten. Nicht nur wir,
auch die
wesentlichen Tugenden des
Islams, angefangen bei der
Gastfreundschaft
und fortgesetzt mit den
täglichen Gebeten, sind unsere
gemeinsamen Güter.
Aber,
wie gesagt: Ich möchte
doch darauf
24:12 Wert
legen, dass das Copyright bei uns
liegt.
You also cannot say that the
Jews do not think anything of it. Not
only we, but also the essential virtues of Islam, beginning with hospitality and
continuing with the daily prayers, are our collective assets.
But, like I said: I must emphasize that the copyright is ours.
-19-
24:18 Dr. Joel Berger Auch
sagten Sie - und das hat mich sehr
erleichtert für
unseres zukünftiges
gemeinsames Projekt
-, dass der
Tempelberg
für
Christen ein symbolischer
Ort ist,
jedoch nicht symbolisch sind die
Feste, wie
auch die Einrichtung der
Kirchen.
Denken Sie an den Altar.
You also said – and that relieved
me very much for our future common project – that the
Der
ist von unserem Tempel Jerusalem.
24:41 Der
ganze Aufbau, die Sakramente sind
aus
unserem Tempel. Sogar die Tiara des
Papstes
und die Bekleidung der Priester
sind
in den Mosaischen Büchern,
in der
Tora,
niedergeschrieben worden. Also auch
das
ist unser Copyright.
That one is from our
25:01 Sie
sollen uns aus der Mittelachse ganz
verbannen.
You should not banish us from
the middle axis.
25:05 Dr. Joel Berger Dann
sollte man das ruhig sagen: Ich bin
sehr dafür, was
Sie gesagt haben
mit
Jesus;
die Erlösung,
das Erlöstsein.
Then this can be said: I am very much in favour
of what you said about Jesus: the
redemption, the deliverance.
Aber
wir Juden - und das möchte
ich auch
25:18 schon einmal zum
Ausdruck bringen -
warten,
harren noch auf die Erlösung,
und
das
muss unser gemeinsames Werk sein.
25:31 Für Sie
ist das eine
Parusie, die
Wiederkunft. Aber für uns
ist das die
Erlösung, und zwar der ganzen
Welt.
But we Jews – and I would like to
express this – still wait, await the deliverance. This has to be our collective
work. For you it is the parousia, the return. But for us
it is the deliverance, and indeed of the whole world.
-20-
25:39 Dr. Joel Berger Wenn
Sie, meine Damen und Herren,
wissen
wollen, warum diese Welt nicht
erlöst ist, schauen Sie heute
Abend oder
beim
BR oder bei anderen Anstalten – ich
werbe
schon für
Sie - einmal eine viertel
Stunde
die Nachrichten an. Dann werden
Sie
wissen, warum wir nicht erlöst sind.
25:58 All
das, was in den Nachrichten geboten
wird,
enthält
Mord, Elend, Totschlag, Not,
Hunger.
Dann wissen Sie, dass wir alle
nicht erlöst sind.
If you, ladies and gentlemen,
want to know, why this world is not redeemed, watch a quarter hour of news this
evening at BR or at any other station - I am already making advertisement for
you… Then you will know, why we have not been
redeemed. All that the news programs
offer contains murder, suffering, death, misery, hunger. Then you know that we all are not redeemed.
26:11 Da
haben wir Juden noch ein Anrecht,
dieser
Erlösung
zu harren und zu warten.
26:18 Dr. Joel Berger Multinationale
Gebete? Ich weiß
nicht, ob
das
so eine absolute Lösung
ist. Verzeihen
Sie,
dass ich Ihnen das sage: Wir sind
nicht
einmal im Stande, gemeinsam das
Abendmahl zu nehmen.
As Jews we still have the right
to wait and await the redemption. Multinational prayers? I don’t know if this is an absolute
solution. Forgive me for telling you
this: We are not even able to take the
Lord’s Supper together.
26:30 Was
wollen Sie mit uns in religiösen
Gebeten?
What do you want us to join in religious prayers?
26:37 Also
auch, wenn wir uns zum Dessert
treffen,
ist das wichtig. Das Vertrauen ist
wesentlicher,
dass wir einander
entgegenbringen
müssen,
das uns durch
die
Bibel und unsere Traditionen unzählige
Male verbindet.
But also meeting for dessert is important. The
more essential is the trust that we have to show each other, that binds us
through the Bible and our traditions in uncountable ways.
26:57 Nur
das kann Ihr Werk, Ihr kühnes
Werk,
zur
Erfüllung
bringen. Das ist meine
bescheidene Meinung.
Only this can bring your work,
your bold work, to fruition. This is my
humble opinion.
27:06 Moderator Herr
Bischof Jaschke, Sie haben das Wort.
Mr. Bishop Jaschke,
you have the floor.
27:09 Dr. Hans-Jochen
Jaschke Ja,
Sie haben mir viele Vorlagen
gegeben.
You have given me many points
of discussion.
-21 –
27:11 Dr. Hans-Jochen Ein paar Dinge:
also, Christen werden sich
Jaschke natürlich nicht
mit der Achse
der
Menschlichkeit
zufrieden geben. Wir lassen
uns auch
nicht auf Mitmenschlichkeit
reduzieren.
A few things:
27:22 Christus
verbindet Himmel und Erde, und
Christus
stellt die Einheit
von Gott und
Mensch
dar, die EINHEIT von Gott und
Mensch,
aber er lässt
sich nicht reduzieren
auf
Wohltätigkeit,
und wir werden natürlich
nicht den
Juden die Wohltätigkeit
absprechen
und auch nicht den Muslimen.
Christ joins heaven and earth,
and Christ projects the unity of God and Man, but he cannot be just reduced to
charity. Of course, we won’t deny the Jews and also not the Muslims charity.
27:38 Wir
werden es nicht!
Wir
lassen uns auch nicht reduzieren auf
Geisteshaltungen,
denn ich denke schon,
es
geht um die Gestalt des Glaubens, und
zur
Gestalt des Glaubens
gehört
Jesus
Christus
für
Christen ganz entscheidend
dazu.
We will not.
We also do not allow ourselves
to be reduced to mental attitudes, for I do think it is about the shape of faith,
and for the shape of faith Jesus Christ is an essential part for
27:53 Dr. Hans-Jochen Mit der
Erlösung werden
wir uns
Jaschke wahrscheinlich
recht nahe kommen, wenn
wir
länger
reden: Christen harren auf das
Sichtbarwerden der
Erlösung. Natürlich
sehen
wir das Kreuz und die Kreuze, die
Gekreuzigten und
die Zerriebenen, die
gescheiterten
Menschen. Aber wir sind der
Hoffnung,
dass die Erlösung
schon
wirksam
wird. Sie muss nur noch sichtbar
werden.
Und
da kommen wir dem Jüdischen
dann
auch
ein gutes Stück
weit näher.
With respect to redemption we
probably will come quite close the longer we talk:
And here we come quite a bit
closer to the Jewish.
28:22 Dr. Hans-Jochen Multireligiös? Da haben Sie einen guten
Jaschke Witz gelandet,
aber mich eben
doch
missverstanden. Ich hatte es aber auch
nicht
genügend
erklärt.
Multireligiös heißt, dass wir - jeder in
seiner
religiösen Tradition - beten. Multi, nicht
zusammen,
nicht gemeinsam.
Multi-religious? That is a good joke, but you misunderstood. I did not explain it
well enough. Multi-religious means that we pray – each in his own religious
tradition. Multi, not
together, not jointly.
-22-
28:36 Dr. Joel Berger In Ordnung.
All right.
28:37 Dr.
Hans-Jochen Ich respektiere den
Juden, der jüdisch
Jaschke betet,
den Moslem, der muslimisch betet,
und
ich als Christ christlich. Aber wir beten
nicht gemeinsam
ein durcheinander
gemischtes
Gebet.
I respect the Jew who prays
Jewish, the Muslim who prays Muslimic, and I as
28:51 Dr.
Joel Berger Wunderbar.
Wonderful.
28:52 Dr.
Hans-Jochen Multi
heißt:
Jeder in seiner Tradition, und
Jaschke wir respektieren einander in
der
Unterschiedlichkeit. Die Christenfamilie
kann
gemeinsame Gebete sprechen, doch
nicht
gemeinsames Abendmahl halten. Da
haben
Sie sehr wohl Recht.
Multi means: Each in his own tradition, and we respect each
other’s diversity. The
29:06 Dr.
Hans-Jochen Mit
Juden kann man eigentlich auch schon
Jaschke ziemlich
viel gemeinsam machen. Aber
angesichts
der ganzen Belastungen, die
wir
haben, muss man da sehr vorsichtig
sein.
With Jews one can actually also
do a lot together. But in view of all
the burdens that we have we must be very careful.
29:13 Gerade die
Christen müssen sehr
zurückhaltend sein und dürfen Juden nicht
unter
Druck setzen, weil sie zur Zeit so viel
andere
Sorgen und Probleme - gerade in
Deutschland - haben.
Especially the
29:25 Moderator Es
wird Zeit, dass wir das Projekt selbst
uns
versuchen, mehr zu
vergegenwärtigen:
Da
wäre
der Haram al Sharif mit seinen
Moscheen,
wie er war und wie er bleibt,
unangetastet.
In großer
Höhe
darüber
wäre eine neue
Plattform durch Stützen
oder
andere
Vorrichtungen. Auf dieser
Plattform
wäre
ein neuer jüdischer
Tempel.
Aus muslimischer Perspektive:
Geht
das?
It is time that we try to
envision the project: Here Haram al Sharif with its mosques,
the way it was and the way it is, would stay untouched. High above it would be a new platform through
supports or other structures. On this platform
would be a new Jewish temple. From a
Muslim perspective: can this be done?
29:54 Darf über
der Moschee ein
jüdischer
Tempel schweben, gewissermaßen?
Can a Jewish temple quasi float
above a mosque?
- 23 -
30:05 Sheikh
Hassan Da
sollte man mal einen Gelehrten in AI
Peter
Dyck Azhar
fragen, ob das möglich
ist, oder wie
hoch
der schweben muss, damit das noch
erlaubt ist.
We should ask a scholar in Al Azhar, whether this is possible, or how high it would have
to float, so that it is permissible.
30:15 Das
sind natürlich
Vorstellungen ... Warum
soll
das nicht erlaubt sein, wenn das in der
Luft ist. Besser wäre, wenn
wir fliegen
könnten. Das wäre noch besser, auf einem
fliegenden
Teppich von oben gucken zu
können.
Those are imaginations… Why
should it not be permitted if this is in the air. It would be better if we could fly. It would be even better to be able to look
down from a flying carpet.
30:28 Das
würde
Beispiel entwickeln
könnten, denn
die
Gemeinsamkeiten
sind ja da.
I would be most pleased if we
could develop that, as the commonness is there.
-24-
30:34 Sheikh
Hassan Wir
haben jetzt mehrere Male diese Sache
Peter
Dyck angesprochen. Im Heiligen
Koran ist es ja
ganz
klar gesagt: Die Muslime verpflichten
sich,
wenn sie an den Koran glauben, alle
Propheten
anzuerkennen; alle Propheten,
30:53 die
je gelebt haben –
We brought this up several
times. The Holy Koran clearly states:
Muslims, if they believe in the Koran, are obliged to recognize all the
prophets that have ever lived –
(zitiert
arabisch).
(quotes in Arabic)
31:04 Das
heißt: „Wir machen wahrlich keinen
Unterschied
zwischen den Propheten." Sie
sagten:
„Wir
hören,
wir folgen, und zu Dir,
Allah,
ist die Reise. Zu dir kehren wir
zurück."
That means: “We truly make no
distinction between the prophets.” They
said: “We hear, we follow, and the journey is to You, Allah. To You we return”.
31:25 Das
ist ja der Punkt. Das muss ja jeder
Mensch
wissen und für
sich entdecken, und
dazu
ist er erschaffen. Und die Religionen
sind immer geschaffen von Gott.
That is the point. Every human being has to know that and discover
it for himself; and that is what he has been created for. And the religions are always created by God.
31:37 Deswegen würde ich sagen: Copyright gibt
es
auf viele Dinge, aber darauf nicht. Da
hat
nämlich
ER Copyright, und er ist der
einzige.
Therefore I would say: Copyrights exist for many things, but not for
that. Here HE has the copyright, and he
is the only one.
31:45 Er
ist nämlich
der Urheber. Copyright gibt
es
auf Urheberschaft, und der Urheber von
allen
Heiligen Schriften ist ER. Er hat sie
gesandt. Er hat sie gesandt durch den
Erzengel
Gabriel, der zu Moses gekommen
ist
- Friede sei mit ihm -, der zu Isa - lei
Salam,
Friede sei mit ihm - gekommen ist,
der
zu Mohammed - Friede sei mit ihm -
gekommen ist.
He is the Creator. Copyright is
for creatorship, and the creator of all Holy Scripts is HE. He sent them. He sent them through the Archangel Gabriel,
who came to Moses – peace be with him – who came to Isa - lei Salam, peace be with
him, who came to Mohammed – peace be with him.
Deswegen müssen wir einfach
unseren
32:07 Glauben darin
stärken und
die
Gemeinsamkeit sehen.
That is why we have to simply
strengthen our beliefs and see our commonalities.
-25-
32:17 Sheikh Hassan
Peter Dyck Ich denke, wir machen
kleine
Ansätze. Der Herr Dr. Jaschke
hat das
gesagt,
und ich habe es mehrere Male
erlebt.
Bei uns in der Eiffel, wo wir
wohnen,
haben wir schon in sechs Kirchen
auch
gemeinsame Gottesdienste gemacht,
so
wie Sie gerade gesagt haben: Multi,
jeder 20 Minuten.
I think we are making small
beginnings. Dr. Jaschke said that, and I have
experienced it several times. In the
Eiffel, where we live, we have already conducted joint masses in six churches,
just as you said: Multi, each 20
minutes.
32:30 Dr. Hans-Jochen
Jaschke Multi,
genau.
Multi, exactly.
32:34 Sheikh
Hassan Peter Dyck Ja, die katholischen, die
protestantischen
und die muslimischen
Gläubigen. Das war sehr schön. Das ging
sehr
tief und man wollte sich gar nicht
trennen.
Es war eine sehr schöne
Stimmung.
Yes, the Catholic, the
Protestant and the Muslim believers. That was very nice. It went very deep and one didn’t want to
leave. It was a very nice atmosphere.
32:44 Das
sind kleine Schritte, die wir machen
können, wo wir wirklich
sagen: Wir müssen
uns achten.
These are small steps that we
can take, where we really can say: We
must respect each other.
32:49 Über gewisse Unterschiede können wir
natürlich nicht hinwegsehen.
Auch der
Prophet
Mohammed, der war nicht nur vor
Ibrahim,
der war schon vor Adam
erschaffen,
also noch früher.
Das muss ich
jetzt anmelden.
Certain differences we cannot
overlook, of course. The Prophet
Mohammed was not only created before Ibrahim, but
also before Adam, so even earlier. That I have to declare
now.
32:58 Dr. Hans-Jochen Jaschke Aber nicht vor Jesus.
But not
before Jesus.
33:02 Sheikh Hassan Peter Dyck Doch, doch. Vor allen! Vor allen ...
mhm. Verstehen Sie –
Sure, sure. Before everyone! Before
everyone. Mmm. Understand –
33:04 Dr. Hans- Jochen
Jaschke Okay
Ok
33:05 Moderator Ein
schönes
Beispiel für
solche
Unterschiede,
die da sind und die wir
nebeneinander stehen lassen.
A wonderful
example of such differences that exist, and that we let stand side by side.
33:11 Sheikh
Hassan Peter Dyck Genau. Die müssen wir
stehen
lassen,
und das ist so, wie Herr Rabbi
Berger
eben sagt: Auch wir warten auf die
Erlösung.
Exactly. We must let that stand and it is as Rabbi
Berger just said: We also have to wait
for the redemption.
-26-
33:19 Moderator Um aber
nun nach Jerusalem
zurückzukommen, und über die spirituelle
Dimension
dieses Projektvorschlags hinaus
auch
die Reale nicht ganz auszublenden:
But now to come back to
33:31 Immer noch
ist die Problematik in
Jerusalem
da, dass der Ort enorm explosiv
ist,
wie immer wir ihn nennen wollen; dass
es
eben schon wiederholt zu Blutvergießen
kam
an diesem Ort, und dass es durch
Entwicklungen der
Neuzeit zu einer
Einstellung vor allen Dingen
muslimischerseits vor
Ort in Palästina
gekommen
ist.
The difficulty in
33:54 Das
ist meines Wissens auch derzeit die
offizielle
Einstellung, die offizielle Position
des islamische WAQF,
also der
islamischen Aufsichtsbehörde
für den
Haram al Sharif, dass es an
dieser Stelle
nie
einen jüdischen
Tempel gegeben habe.
To my knowledge this is also
the official position of the Islamic WAQF, the Islamic supervisory authority
for the Haram al Sharif,
that there never has been a Jewish temple at this site.
34:10 Wie
also sollte jetzt plötzlich
einer hoch
über der Moschee gebaut
werden? Wie
können wir von solchen Positionen
aus
weiterkommen? Wie können
wir eine
gemeinsame
Vision aufbauen, wenn
die
Position
vor Ort ist: „Juden
haben mit dieser
Stelle
nichts zu tun, und hatten nichts zu
tun."
How come then suddenly a temple
should be built high above the mosque? How can we move forward from such a
position? How can we build up a common
vision if there is a local attitude: “The Jews have nothing to do with this
place, and they never did.”
34:32 Moderator Sie
sprachen vorhin von der Regelung,
dass streng
gläubige Juden
den
Tempelberg
eigentlich gar nicht betreten
dürfen.
You spoke before about the rule
that orthodox Jews actually may not even step onto the
34:39 Dr. Joel Berger Richtig.
Correct.
34:40 Moderator Dies
ist meines Wissens vom israelischen
Ober-Rabbinat wieder bestätigt worden.
To my knowledge this has been
confirmed again by the Chief Rabbinate.
34:45 Dr. Joel Berger Richtig.
Correct.
-27-
34:48 Moderator Es
gibt andere Rabbiner, auch in Israel, die
andere Positionen
vertreten.
There are other Rabbis, also in
34:51 Dr. Joel Berger Richtig. Die Juden
haben immer viele
Positionen; fast wie
der Islam. Deshalb
beneiden
wir die katholische Kirche: „Una
et eadem libertas".
Correct. The Jews have had always many positions;
almost like Islam. That is why we envy
the Catholic Church: “Una et eadem libertas”.
35:03 Dr. Hans-Jochen Ein Katholik darf
alles.
Jaschke
A Catholic may do anything.
35:06 Dr. Joel Berger Nicht
immer.
Not always.
35:08 Dr. Hans-Jochen Fast.
Jaschke
But almost.
35:10 Moderator Ich sehe da
nur zumindest für
einen
erheblichen Teil religiöser
Juden
Schwierigkeiten,
auch in der Theorie mit
der
Vorstellung im Felsendom zu beten,
denn der Felsendom ist
der wichtigste
Kandidat
für
die Stelle, wo mal tatsächlich
das Allerheiligste des
salomonischen
Tempels
gestanden hat.
I can see difficulties at least
for a considerable part of religious Jews to visualize praying in the Dome of
the Rock, even in theory, as the Dome of the Rock is the most important
candidate for the place where once the Holy of Holies of the
35:28 Aber
der Tempel selbst, wenn er denn nun
eines
Tages - in messianischen Tagen -
wieder
vorhanden sein wird: wie wird er
aussehen?
Genau so wie zur Zeit Salomos
oder
sogar zur Zeit des Herodes?
ganz anders?
But the temple itself, when one
day – in messianic days – it should exist again: what will it look like? Exactly the same as in
Salomon’s time or perhaps as in Herodes’ time? Or totally different?
-28-
35:44 Dr. Joel Berger Also,
dazu müsste
ich selber Prophet sein.
Ich
bin aus dem Volk der Propheten, aber
selber
nie ein Prophet. Daher würde
ich
Ihnen
sagen: Auf diese Fragen können
wir
heute
noch nicht die passende Antwort
geben.
For that I would have to be a
prophet myself. I come from the people of prophets, but I never was a
prophet. Thus I would say: to these questions we cannot yet give a
suitable answer today.
35:59 Aber
wir können
gemeinsam die Hoffnung
haben,
dass wenn die Zeit kommt mit dem
prophetischen
Vers (zitiert auf hebräisch),
weil
mein Haus das Haus des Gebetes für
alle
Völker
ist, für Muslime, für katholische
Christen.
Wir nehmen sie dazu mit.
But we can hope together that
the time comes with the prophetic verse (quoted in Hebrew) - because my house
is the house of prayer for all people, for Muslims, for catholic
36:20 Dr. Hans-Jochen Jaschke Okay.
Ok
36:21 Dr. Joel Berger Eben.
Exactly.
36:23 Dr. Hans-Jochen
Jaschke Ihr
seid großzügig.
You are most
generous.
36:24 Moderator Wir
wissen nicht, wie der Tempel
aussehen
soll, der unter Umständen
oben
auf
der Plattform schon bald realisiert werden
sollte. Wir tun uns schwer mit der
Architektur.
We don’t know,
how the
36:37 Wer sollte
ihn bauen? Wer wird Architekt?
Wer
bestimmt sein Aussehen? Wer
bestimmt,
was sich drin abspielen wird?
Who should build it? Who would be the architect? Who will decide its appearance? Who determines what should happen inside?
36:46 Das
ist ein Punkt, wo wir die Frage an
Herrn
Hutter weitergeben könnten:
Wie
gehen
wir mit den noch offenen, aber doch
wichtigen
Fragen in Ihrer Vision um? Nun,
was
kann man da machen?
At this point, we can give the
question to Mr. Hutter: How do we deal
with the still open, but important questions of your vision? What can be done?
36:58 Gottfried Hutter Und
ich denke, dass einfach ein
Wettbewerb
stattfinden wird unter
Architekten
einerseits. Andererseits aber
nicht
nur unter Architekten, sondern
überhaupt unter allen, die
dazu was
beitragen können.
For one I think that simply a
competition among architects will take place.
Then again not only among architects, rather among all that can
contribute something to it.
-29-
37:14 Gottfried Hutter Deshalb meine
ich, dass dieser
neue
Tempel,
beziehungsweise dieses gesamte
Heiligtum, das
dabei rauskommen wird,
wirklich
alle repräsentieren
muss, und dass
deswegen auch
alle gefragt werden
müssen.
I believe that this new temple,
or rather the whole sanctum that would result from it, must really represent
all of us, and for this reason everyone must be consulted.
37:29 Dr. Hans-Jochen Sollen die
Christen optisch-visuell in
Jaschke Erscheinung treten? Sie sagen,
die
Christen
sind die Achse. Wie stellen Sie
sich das
vor?
Should
37:37 Gottfried Hutter Ich
meine, in dieser Symbolik hier würden
die Christen
tatsächlich mehr
als ein
geistiges Element
erscheinen; als ein
architektonisches
Element. Architektonisch
angedeutet
allerdings durch die Spiegelung
des Felsendoms
oben, wodurch diese
Achse
entsteht. Diese Achse würde
ja
dann
nicht nur die Himmelfahrt des
Propheten
Mohammed symbolisieren,
sondern
natürlich
auch die Auferstehung
Jesu,
und das Kreuz.
Ich
glaube, insofern wären
die Christen auf
38:09 alle
Fälle
da mit drin, aber eben mehr als
ein geistiges Element, als
als
architektonisches
Element.
In this symbolism the
I believe, as far as the
38:20 Dr. Hans-Jochen Ein Problem ist das
hier.
Jaschke
There is a problem.
38:22 Gottfried
Hutter Nicht unbedingt.
Not necessarily.
38:23 Dr. Hans-Jochen Für mich schon.
Jaschke
For me yes.
38:24 Gottfried Hutter Ach,
für
Sie schon?
Oh, for you then?
38:25 Dr. Hans-Jochen Wenn wir von einem
neuem Tempel reden:
Jaschke Gut,
Sie haben irgendwie Recht. Christen
haben
ja zum Tempel, auch zum neuen
Tempel
kein direktes Verhältnis,
sondern
der
Tempel ist eigentlich überall.
If we talk about a new
temple: Good, you are somehow right.
-30-
38:36 Gottfried Hutter Genau.
Exactly.
38:37 Dr. Hans-Jochen
Jaschke Sie
reden jetzt aber von einem
sichtbaren
Bauwerk, das Menschen auch
wahrnehmen.
Das ist nicht überall,
sondern
an
einem Ort. Darum frage ich so nach.
But now you talk about a
visible structure that people notice.
That is not everywhere, but
rather in one place. That’s why I ask.
38:48 Gottfried Hutter Aber
Sie kennen vielleicht auch Lau Tose,
diese
Aussage von Lao Tse: Das
Rad ist
sichtbar,
aber das wirksame Element ist
nämlich genau dort, wo nichts
ist, nämlich
in
der Mitte, wo die Nabe ist und wo das
Rad
auf die Achse gesteckt wird. Genau in
dem
Teil ist die Funktion des Rades drin.
39:13 Insofern
denke ich, dass eine geistige
Achse
durchaus etwas respektables ist und
dass
sich die Christen da nicht
zurückgesetzt fühlen
müssen.
But you know perhaps this passage
from Lao Tse:
The wheel is visible, but its effective element is exactly where there
is nothing, right in the middle, where the hub is and where the wheel is
slipped onto the axis. Exactly in this part is the function of the wheel.
Given this, I believe that a
spiritual axis is something respectable, and that
39:28 Dr. Hans-Jochen
Jaschke (Das)
entspricht aber nicht dem
Selbstverständnis der Christen, das ist
klar.
That does not meet the expectations
of the self-image of the
39:28 Gottfried Hutter Ja,
das kann sein.
Yes, that may be.
-31 –
39:29 Moderator Machen wir
mal einen gewagte
gedanklichen
Sprung und stellen uns vor,
das
Projekt wäre
realisiert, so, wie Herr
Hutter es
vorschlägt. Es gäbe
diese
Plattform, man hätte irgendeine
Lösung
gefunden,
einen jüdischen
Tempel darauf
zu
errichten. Man würde
sich die gedachte
christliche Achse
dazu gut vorstellen
können.
Let us make a precarious mental
leap and imagine that the project would have been realized, just as Mr. Hutter
suggested. There would be this platform
and somehow one would have found a solution to build a Jewish temple on it. One
could nicely visualize the imaginary
39:52 Gäbe es nicht auf mindestens
jüdischer
und muslimischer, vielleicht
auch auf
christlicher
Seite auch Gruppierungen, die
damit
auf keinen Fall einverstanden wären?
Wäre nicht zu befürchten, dass aus dieser
sehr
gut gemeinten Vision ... dass diese
Vision
nicht auch wieder Auslöser
für
eine
Art
Anschlag wäre;
für
ein fürchterliches
Unglück, für
neues Blutvergießen?
Would there not exist groups on at least the Jewish and Muslim side, perhaps
also on the
Would there not be the fear
that out of this very well-meant vision… that this vision itself could be a
trigger for some sort of assault, a terrible disaster, new bloodshed?
40:26 Wäre es möglich, dass - ich mag nicht
sagen muslimische Terroristen, aber
Terroristen, die
sich selbst für Muslims
halten, diese Plattform
mit dem Tempel
zum
Einsturz bringen würden?
Wäre
das
vorstellbar.
Would it be possible, that – I
don’t like to say Muslim terrorists, but terrorists, who think of themselves as
Muslims, could make the platform with the temple collapse? Would this be conceivable?
40:43 Sheikh
Hassan Das wäre
vorstellbar. Nicht nur
Peter
Dyck muslimische, sondern
auch jüdische,
oder
christliche...
That would be conceivable. Not only Muslim, but also Jewish, or
40:50 Moderator Die
Frage wollte ich als nächstes
stellen.
Wäre es möglich, dass ...
I’d like to pose the next
question. Would it be possible that…
-32-
40:52 Sheikh
Hassan Es gibt
grundsätzlich in
Religionen
Peter
Dyck Fanatiker. Das sind
die, die an den engen
Strukturen
festhalten
und Angst haben,
loszulassen. Das ist
ja gerade das
Problem.
Man könnte
ja ... Natürlich
ist es
ja
auch, wenn man sich das weiter vorstellt:
41:07 Wie
soll dort gebetet werden? Wie soll das
gemacht
werden? Man kann auch sagen,
das ist
einfach ein Ort
der Stille, zum
Beispiel.
(Da) könnte
man sich einigen in
dieser Richtung,
dass man sagt,
man
meditiert
dort. Dass alle Leute, egal von
welcher
Couleur oder von welcher Religion,
auch
... Für
Touristen ist es zum Beispiel
offen.
Die dürfen
auch da reingehen - oder
nicht? - in
den Tempelberg.
It is a basic fact that there
are fanatics in religions. Those are the ones that hold onto the narrow
structures and that are afraid to let go.
That is exactly the problem. Picture this further: How shall one pray
there? How shall this be done? One can say this simply is a place of silence,
for example. One could come to an agreement and say it is a place of
meditation. For all people, no matter what shade or religion – for tourists, it
is open, for example. They are allowed
to enter the
Ja,
das heißt,
es ist offen. Da kann man
41:32 dann hingehen
und kann sich
da still
hinsetzen.
Man wird ja da drin nicht Fußball
spielen,
sondern man wird da andächtig
sitzen.
Und wenn man dann beten möchte,
dann
kann man da beten.
Yes, it means, it is open. One can go in there and sit quietly. One would not play football in there, rather
one would sit devoutly. And if one wants to pray then one can pray.
41:45 Moderator Aber offiziell
ist das, wenn
es kein
islamisches Gebet ist, verboten..
But officially this is
forbidden, if it is not an Islamic prayer.
41:46 Sheikh
Hassan Das
ist schwierig. Da müsste
man dann
Peter
Dyck alles organisieren: Von
neun bis zehn, und
dann
von zehn bis elf.
That is difficult. One would have to organize everything: from
nine to ten, and then from ten to eleven.
41:54 Moderator Sie
sagten gerade, das eigentliche Problem
ist, dass gewisse Leute
nicht loslassen
können, dass
sie Angst davor
haben,
loszulassen.
You just said, that the real
problem is that certain people cannot let go, that they are afraid to let
loose.
42:03 Sheikh
Hassan Ja,
ich stelle es mir sehr schwierig vor.
Peter Dyck
Yes. I imagine it would be very
difficult.
42:04 Moderator Ich glaube,
das ist tatsächlich
der
entscheidende Punkt.
I believe that this is actually
the decisive point.
-33-
42:05 Sheikh
Hassan Also
bei der angespannten Situation, die
Peter
Dyck jetzt da ist, stelle
ich mir sehr schwierig vor,
dass
dadurch Frieden kommt. Ich kann mir
sehr
gut vorstellen, dass das boykottiert
wird,
so eine Sache. Wenn man anfängt,
das
konkret umzusetzen, das wird nicht
leicht,
also zum heutigen Stand.
With the tense situation that
exists I expect it to be very difficult to achieve peace through this. I can
very well imagine that such a thing would be boycotted. If one begins to actually carry it out, it
would not be easy given today’s conditions.
42:24 Moderator Aber
sicher nicht nur aus muslimischer
Perspektive ist
das das Hauptproblem,
sondern
die Angst davor, loszulassen von
dem,
was einem wahr erscheint, wichtig,
woran
man sich festhält.
Davon loszulassen
ist
sicherlich ein grundsätzliches
Problem,
das
nicht nur Muslime, und auch Muslime
nicht
in besonderer Weise haben, sondern
wir wahrscheinlich
alle.
This is the main problem, but
surely not only from the Muslim perspective, it is the fear of letting go of
something that for one seems to be true, important, that one holds onto. To let
go surely is the basic problem, not only for Muslims, or especially for
Muslims, but probably for all of us.
42:45 Sheikh
Hassan Alle haben
das. Alle, und das ist der
Peter
Dyck Mangel an
Spiritualität.
Der Islam hatte bis
1920 war
es Sitte und
Brauch und
Tradition, einen
geistigen Wegführer zu
haben.
Everyone has that, everyone,
and that is the lack of spirituality. Till
1920 it was custom and tradition to have a spiritual guide.
42:59 Nicht
die Kalifen. Der Kalif wurde beraten
von
einem geistigen Wegführer.
Entweder
war
er selber ein geistiger Wegführer, das
gab
es auch im osmanischen Reich, oder
er
hat sich beraten lassen von einem -
sprich Heiligen, würden wir
sagen, von
einem
Gereinigten, von einem - wie soll
man
sagen? Aulia heißt das auf arabisch.
Ein
Gott nahe stehender, ein Gottesfreund.
Not the khalifs. The khalif was
advised by a spiritual guide. Either he
was himself a spiritual guide – that existed also in the
43:23 Moderator So
etwas ähnliches
meinen wir auch zu
kennen?
We believe to know something
similar?
43:26 Sheikh
Hassan Klar.
Natürlich.
Peter
Dyck
Sure, of course.
43:27 Dr. Joel Berger Also,
die Juden auf jeden Fall. Der Aulia
heißt bei
uns llui: ein
von Gott
Erleuchteter.
The Jews,
definitely. The aulia is called
“Ilui”: one enlightened by God.
-34-
43:35 Dr. Hans-Jochen Soll man nicht
Schritte gehen? Dass man
Jaschke sagt:
Der Tempelberg wird jetzt geöffnet,
er
ist zugänglich. Die großen Religionen
nehmen ihn
gewissermaßen
auch in
Beschlag,
indem sie beten. Das kann in
der
Moschee sein, im Felsendom. Es kann
ja
auch daneben sein.
Should one not make a few
steps? That one says: the
43:52 Moderator Bis
jetzt ist im Bereich des Tempelbergs
nur
islamisches Gebet erlaubt. Und es so
machen,
dass es keiner merkt...
Until now only Islamic prayer
is allowed in the area of the
43:56 Dr. Hans-Jochen Ja, ja. Aber ich
rede jetzt...
Jaschke
Yes, yes. But I am
talking…
Ich
rede von Schritten. Am Ende kann da
vielleicht
auch ein Bauwerk - wie auch
immer -
stehen. Aber wir
müssen
Vertrauen gewinnen, müssen uns
gegenseitig respektieren, Fanatismus
abbauen,
den verrückten
Menschen keine
Chance
geben.
I am talking of steps. At the end there may exist a structure –
somehow. But we must gain trust, must respect
each other, reduce fanaticism, not give a chance to crazy people.
Warum
soll es denn nicht möglich
sein,
44:16 dass ein
Gebet auf dem
Tempelberg
gestattet wird?
Why should it not be possible
then to allow a prayer on the
44:17 Moderator Was
aber machen wir mit denen, die nicht
mitarbeiten
wollen? Es besteht zur Zeit
zunehmend
auch in den Medien offenbar -
sagt Ha'aretz eine zunehmend
konkrete
Gefahr, dass
jüdische Extremisten,
Terroristen in
dem Fall, wenn
sie es
verwirklichen, einen
Anschlag auf die
Moscheen
auf dem Tempelberg planen im
Zusammenhang möglicherweise
mit den
Abzugsplänen aus Gaza, um wieder
einen
Zündfunken platzieren zu
können.
But what shall we do with those
that do not want to collaborate? Ha’aretz, and also the media, say
that at this time there is an increasingly concrete danger that Jewish
extremists, terrorists in this case, plan to carry out an attack on the mosques
on the
-35-
44:43 Dr. Joel Berger Lieber Dr. Wimmer, Sie
lesen zu viel
Ha'aretz. Lesen Sie „Jerusalem Post" und
andere Zeitungen. Israel ist
ein
pluralistisches Land. Es
gibt mehrere
Zeitungen
und auch politische Richtungen.
Wenn
sogar der Korrespondent der FAZ,
von
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,
Jörg Brehme,
der schon nicht
zu den
Erhellten gehört
- gelinde gesagt
-
behauptet, dass
die Siedler abziehen
wollen
aus Gaza, wäre
dies schon der erste
Schritt Richtung Wunder.
Dear Dr. Wimmer,
you read too much Ha’aretz. Read the Jerusalem Post and other
newspapers.
45:21 Moderator Würde es nicht reichen, wenn
fünf
oder
zehn
von diesen Siedlern andere Pläne
haben?
Would it be not enough, if five
or ten of these settlers have other plans?
45:26 Dr. Joel Berger Ich
glaube schon, dass die anderen Pläne
sich nicht
verwirklichen werden. Sie
müssen vielleicht
dahingehend denken,
dass diese
Siedlungen bereits drei
Generationen
(existieren). Sie haben dort
schon
ihre eigenen Friedhöfe
schon von
zwei
Generationen, und alles, was sie mit
ihrer eigenen
Hände Arbeit
aufgebaut
haben
in einer Zeit, als die Palästinenser
leider noch
keinen Palästinenserstaat
wollten. So sind sie
dahin gekommen.
I believe that these other
plans will not be realized. You may want
to consider that these settlements exist for three generations. They have already their own cemeteries for two
generations there, and everything, what they built with their own hands in a
time when the Palestinians did not yet want their own
Da
meine ich schon, dass - das habe ich
45:58 als
Marxist/Leninist gelernt - die Änderung
des
Bewusstseins der Massen bedeutet,
dass
eine gewisse Zeit, bis sie wirkt.
46:11 Also
geben wir den Siedlern auch diese
Zeit.
What I have learnt as
Marxist/Leninist is that changing awareness of the masses takes some time until
it shows effect. Therefore we will give the settlers this time.
46:15 Moderator Schon vor der
nach
Gaza, Abzug aus Gaza - ist Anfang
der
80er Jahre eine jüdische
Terrorgruppe
aufgeflogen, die
geplant hatte, den
Felsendom
zu sprengen.
Already before the
-36-
46:27 Dr. Joel Berger Eben:
Die ist aufgeflogen und erledigt.
Exactly. It was uncovered and taken care of.
46:29 Moderator Ist die
Gefahr denn deshalb
wirklich
irrelevant
heute? Ihr Wort in Gottes Ohr,
wenn es
so ist.
Is the danger then really
irrelevant today? Your
word in God´s ear if it is that way.
46:32 Dr. Joel Berger Wir
können
hoffen und beten für
jegliche
terroristische
extreme Richtung. Ich
bitte
Sie:
Wir sind in München.
Können
Sie sich
in
München
absolut sicher fühlen,
dass das
Haus
der jüdischen
Gemeinde, was hier
gebaut wird, nicht von
einem
Terroranschlag
beschädigt
wird?
We can hope and pray for any
kind of extreme terroristic trends. I ask you:
we are in
Gerade
jetzt standen vor einem deutschen
46:54 Gericht
solche Terroristen-Kandidaten, und
sie
wurden rechtzeitig gestoppt. Und das ist
Deutschland, nicht
Naher Osten, nicht
Just now such would-be
terrorists faced a German court and they were stopped just in time. And that is
47:08 Dr. Joel Berger Aber ich
nehme gerne das
Beispiel
Deutschlands auf. Denken Sie
einen
Augenblick daran,
was vor 70 Jahren in
Deutschland existierte; wie Deutschland dachte, wie Deutschland
handelte. Und was ist daraus geworden nach 70 Jahren?
But I gladly take up the
example of
47:33 Für uns, für die Ewigkeit sind 70
Jahre
kaum
etwas. Dennoch ist es unter anderem
möglich, dass
wir heute katholische
Christen
- ich sage es in Bayern betont: Ich
komme
auch aus einem katholischen Land,
Regnum Marianum,
das heißt,
Bayern ist in
diesem
Sinne für
Katholiken heilig -
For us, for eternity, 70 years
are hardly anything. Nevertheless today
it is possible to sit together with catholic
47:55 dass
ich mit einem Sufi zusammensitze,
last
but not least mit ihnen
allen: Ist das
nicht ein
kleines Wunder?
That I sit together with a
Sufi, last but not least, with you all:
is this not a small wonder?
48:02 Ich
bin fest davon überzeugt:
Wenn es hier
möglich ist, wird es auch
dort möglich
sein.
I am confident: if it is possible here, it will be possible
there also.
-37-
48:09 Moderator Wir
haben spätestens
jetzt die politische
Ebene betreten, die
wir noch kurz
ein
bisschen
zu Wort kommen lassen müssen.
Herr
Bischof Jaschke: Die Christen hatten
früher auch politische Ansprüche in der
unseligen Kreuzfahrerzeit.
We now finally entered the
political arena that to some extent must also have its say. Mr. Bishop Jaschke: the
48:35 Der
verstorbene Papst hat sich im Jahr
2002 für
das entschuldigt, was
katholischerseits dadurch an Verbrechen
begangen wurde. Seitdem gibt
es
christlicherseits - ich würde sagen, Gott sei
Dank
- keine politischen Ansprüche
mehr
auf
Jerusalem.
The late pope apologized in
2002 for the misdeeds by the Catholics. Since then there are no more political
demands on
Ist
es nicht
ein schönes
Beispiel, dass
48:49 Jerusalem
heilig sein kann, dass man die
Heiligen Stätten
in Jerusalem verehren
kann,
dass in Jerusalem ein Zentrum der
Religion
steht, ohne dass es eine politische
Hauptstadt
sein müsste
für
die einen oder
anderen,
(sondern) dass man das sehr gut
voneinander lösen
kann?
Is it not a nice example, that
-38-
49:09 Dr. Hans-Jochen Ich halte das für eine gute Entwicklung.
Die
Jaschke Geschichte
mit den Kreuzzügen
war eine
schreckliche
Verirrung. Sie war nicht primär
eine geistliche
Geschichte.
Sie wissen,
welche wirtschaftlichen Interessen
eine
Rolle
gespielt haben. Natürlich
gab es auch
eine gewisse
islamische Bedrohung
Europas. So haben
das die Europäer
empfunden. Also,
das hatte viele
Konnotationen.
This is a good development. The
crusades were a terrible aberrance. It was not primarily a spiritual matter -
you know the role that economic interests played. Of course, there was also a certain Islamic
threat to
49:32 Aber in
Jerusalem, das müssten
die
Spezialisten
vielleicht noch weiter erörtern,
und in
Christen
natürlich
zur Zeit auch Sorge. Sie
werden immer mehr eine
Minderheit. Sie
stehen zwischen
den Juden und
den
Muslimen, und werden
mehr und mehr
aufgerieben.
But in
49:51 Dr. Joel Berger Aber
es geht ihnen als Minderheit besser
als
den Juden damals in Europa.
But as minority they are much
better off than the Jews were back then in
49:58 Dr. Hans-Jochen Damals! Ja,
selbstverständlich. Christen
Jaschke werden nicht
verfolgt. Nein, nein. Auf
keinen
Fall. Aber sie schwinden dahin und
sie
meinen, dass sie auf Dauer kaum noch
Überlebenschancen im
Heiligen Land
haben.
Das wissen Sie mit Sicherheit.
Back then! Yes. Of course.
50:10 Dr. Joel Berger Wo
bleibt der Glaube, Herr Bischof? Wo
bleibt
der Glaube, dass man als Minderheit
auch
noch überleben
kann?
Where is your faith,
Mr. Bishop? Where is your faith that as minority one
can also survive?
50:16 Dr. Hans-Jochen Das sagen Sie uns zu
Recht, natürlich.
Jaschke Und die
Minderheit ist ja besonders
wirksam in der
Diaspora.
Of course, you are rightly
telling us. And the minority is
especially effective in the Diaspora.
-39-
50:24 Moderator Bleiben wir noch
ein bisschen bei
der
Politik,
bevor wir wieder auf den Glauben
zurückkommen.
Let’s stay with politics a bit
longer before we return to beliefs.
Ist das
Problem im Nahen
Osten, in
50:30 Jerusalem, in
Palästina, in
Israel denn
tatsächlich in erster Linie ein
religiöses?
Is the problem in the
50:39 Ist
denn Jerusalem und der Tempelberg -
so
sehr er das Problem fokussiert, in den
Fokus
bringt -, ist denn das tatsächlich vor
Ort
im Alltag das Problem der Menschen,
die dort
leben? Wäre es
eventuell
Voraussetzung,
erst einmal die Probleme
im
Alltag zu lösen:
die Unterdrückung
der
Palästinenser? Den Terror gegen
Israelis?
- und
sich dann auf
eine Vision zu
verständigen?
Is
51:07 Oder
kann es umgekehrt gehen? Kann die
Vision erst
das Leitbild vorgeben
und
helfen,
mit der Tragik des Alltags fertig zu
werden?
Or can it be the other way
around? Can the vision provide a guide
and help to cope with the day-to-day tragedies of life?
-40-
51:18 Sheikh
Hassan Beides.
Es wirkt beides aufeinander. Man
Peter
Dyck muss an
beiden Sachen gleichzeitig
arbeiten.
Es gibt genug Beispiele. Man darf
das
jetzt nicht immer nur auf Jerusalem
fokussieren.
Man muss auch einfach die
Sachen
sehen, die passiert sind, die der
Papst
- Gott hab ihn selig, ein von allen
absolut
geliebter Mensch in dieser Welt,
der
dann in den letzten Jahren, als der
Sheikh Ahmad Kaftaro,
der Großmufti
von
Syrien,
der inzwischen auch verstorben ist,
dort
die Omajaden-Moschee betreten hat
und
dort gebetet hat.
Both. Both affect each other. One has to work on both things at the same
time. There are enough examples. One does not always have to focus only on
51:54 Und zwar
gebetet hat am
Grab von
Johannes
dem Täufer,
das ja drin ist. Da
gibt
es ein Foto vom Papst, wo er dann den
Koran nimmt
und küsst. Das
ist ein
schönes Foto. Das sind
Ehrbezeugungen,
und
das ist ein Vorbild. Der Papst ist ein
großes Vorbild gewesen für
die
Menschheit.
Er ist ein geistiges Vorbild, ein
geistiger
Wegführer,
einer derer, und an
diese
muss man sich halten.
And he prayed at the grave of
John the Baptist that is located in there.
There is a photo of the pope where he takes the Koran and kisses
it. That is a wonderful photo. These are
signs of reverence and a model. The pope was a great example for mankind, a
spiritual example, a spiritual guide, one of those that one needs to adhere to.
52:25 Das
liegt einfach alles an den Strukturen,
dass dann bei den einzelnen
letztendlich
nicht genug
rüberkommt davon. Davon
müsste jeder genau aufpassen
und sehen.
Dann
würde
er den Respekt bekommen.
It is all in the structures of
which too little transfers to the individuals. One needs
to be attentive and respect would come out of it.
52:38 Ich
kann nur immer wieder sagen: Es geht
über die innere Reinigung,
also über
die
inneren Charakterstrukturen.
I say this over again: It is about the inner cleansing, about the inner
structures of character.
-41 –
52:48 Sheikh
Hassan Der
Prophet Mohammed - Friede sei mit
Peter
Dyck ihm - hat gesagt: „Ich bin nur gekommen,
um
den Charakter zu vervollständigen", zu
balancieren,
auszugleichen. Das
ist alles
eine Frage
der Harmonie, weil
die
Disharmonie die Krankheit ist.
The Prophet Mohammed – peace be
with him – said, “I only came to round out character”, to balance, to even
out. It is all a question of harmony,
because disharmony is sickness.
53:01 Und
da muss jeder Einzelne halt ansetzen.
So
war es ja auch im Ursprung immer. So
hat ja
Jesus gelehrt und
gelebt und
übertragen; nicht nur
gelehrt mit Worten. Er
hat
natürlich
gelehrt - unglaublich! - mit
einer
ungeheuren Liebe. Er hat den einen
Fischer
ja nur angeguckt und hat gesagt:
„Komm mit." Und der hat
gesagt: „Ja,
aber
einen
Moment. Ich muss noch die Toten
begraben.
And that is where everyone has
to get started. That is how it always was in the beginning. This is how Jesus
taught and lived and conferred; not just taught with words. Of course, he
taught – incredibly – with enormous love.
He just looked at one fisher and said “Come along”. And the fisher said, “Yes, but give me a
moment. I must still bury the dead.
Wir
haben gerade ein Begräbnis."
Da hat
53:22 er
gesagt: „Nee, nee. Lass
die Toten die
Toten
begraben und komm sofort." Was
war
das für
eine Kraft? Was war das für
eine Liebe,
die diesen Fischer
so
(beeindruckte), dass er
sofort mitgehen
musste?
Und um diese Liebe geht es.
We are having a burial.” To
that he said: “No, No. Let the dead be
buried by the dead and come now.” What
kind of power was that? What kind of
love that impressed the fisher so much that he immediately came along? And it is this love what this is about.
53:34 Dr. Hans-Jochen Eine Frage an den Rabbi
möchte ich gerne
Jaschke noch
stellen.
Wäre eine Voraussetzung für die Vision,
der
wir jetzt anhängen,
dass Israel mehr
ein
säkularer
Staat wird und dass
der
Palästinenserstaat ähnlich säkular ist, wo
Trennung
von Kirche uns Staat, Religion
und Gesellschaft...
I would like to ask a question
to the Rabbi. Would it be a
pre-condition for the vision we are pursuing, that Israel becomes a more
secular state and that the state of Palestine is similarly secular where
separation of church and state, religion and society…
-42-
53:51 Dr. Joel Berger Kaum dabei,
wollen Sie uns
schon missionieren.
Hardly with us, you already are trying to evangelize us.
53:57 Also,
Sie sagen damit - oder Sie vermuten
etwas
Europäisches,
was im Orient weder
im
Islam, noch im Judentum möglich
ist.
Sie
können
Staat und Religion, Volkstum
und
Glaube voneinander nicht trennen, weil
sie historisch-organisch gewachsen
sind.
Das
heißt,
Sie können
nicht Jude sein und
dabei
halt Israeli oder Nicht-Israeli, oder
völlig von allen Traditionen
losgelöst.
Das
ist
ein Ding der Unmöglichkeit.
Der Staat
und
die Religion sind dort absolut getrennte
Angelegenheiten.
With this you say – or you
presume something European that is not possible in the Orient, neither in Islam
nor in Judaism. You cannot separate state and religion, tradition and belief,
because they have grown organically in history. That is, you cannot be Jew and
Israeli or non-Israeli, or separated of all tradition. This is an impossibility. There, state and religion are totally
separate affairs.
54:49 Moderator Ich
denke, der Projektvorschlag von Herrn
Hutter
hat angeregt. Bevor ich Herrn Hutter
um
sein Schlusswort bitten möchte:
Er hat
angeregt
zum Nachdenken, hat
vielleicht
genau
das bewirkt, worum es eigentlich
geht,
nämlich
im spirituellen Sinn sich auf
den Weg machen.
The project proposal of Mr.
Hutter has been inspiring. Before handing over to Mr. Hutter for his closing words: He
provided food for thought, and perhaps had exactly the effect what this is all
about, to set out on the road in a spiritual sense.
Es
geht ja tatsächlich
um den Weg, sich auf
55:03 Neues
einzulassen und vielleicht auch um
eine neue
Möglichkeit, mit
solchem
Konfliktdenken
umzugehen, nämlich
nicht
einfach
nur zu denken, was wir so gewohnt
sind:
entweder / oder. Entweder steht dort
eine
Moschee, oder die Moschee kommt
weg
und es steht stattdessen ein Tempel,
sondern (wir
sollten) über dieses
„Entweder-Oder" hinaus
denken, das auch
den Konflikt,
den politischen Konflikt
in
seinen Kategorien
„entweder Palästina,
oder Israel" schon
viel zu lange
Zeit
blockiert hat.
It is actually about the way to
let new things in and perhaps also about a new chance for dealing with thinking
about conflict in
a different way than we are used to:
“either / or”. Either there is a
mosque, or the mosque is taken away and instead there is a temple. We should think beyond this “either / or”,
because for too long a time it has been blocking a solution to the conflict,
the political conflict categorized as “either
55:43 Herr Hutter,
ich würde Sie
bitten, ein
Schlusswort zu sprechen.
Mr. Hutter, I would like to ask
you for the closing words.
-43-
55:48 Gottfried Hutter Ja. Mir hat dieses heutige
Gespräch
sehr
gut
getan, weil ich gesehen habe, dass eine
große Bereitschaft
da ist von allen drei
Religionen, aufeinander
zuzugehen und
miteinander
zu reden. Ich glaube, das ist
die
Basis, die wir für die
Zukunft brauchen.
56:08 Ob
jetzt so ein Gebäude
errichtet werden
wird
oder nicht, das ist nicht der springende
Punkt. Der springende
Punkt ist das
miteinander Sprechen
und gemeinsam
Lösungen finden,
gemeinsam auch die
Probleme
auszudiskutieren und Lösungen
dafür zu finden.
Yes. Today’s discussion was very good for me,
because I have seen that there is great willingness from all three
religions to go towards each other and to talk with each other. I believe this is the basis that we need for
the future. It is not the crucial point
whether such a structure will be built or not. The crucial point is to jointly
communicate, to jointly find solutions, to jointly discuss problems for finding
a solution.
Aber
dennoch ist für
56:25 dieses symbolische Bild eines
gemeinsamen Heiligtums etwas,
was
wichtig ist
für die
Zukunft, auch als
Anregung für
weitere Gespräche. Ich
glaube,
es braucht immer ein Lösungsbild,
so
dass man vom Ziel her, von einem Ziel
her
zumindest einen Weg sehen kann, der
dort hinführt.
But for me this symbol, this
symbolic picture of a joint sanctum, is still something important for the
future, also as an inspiration for further discussions. I believe one always needs a picture of a
solution, so that one can see the objective, and from that objective is able to
see the way which leads us there.
56:53 Ich
glaube, dass unser heutiges Gespräch
dazu beigetragen
hat. Danke.
I believe that our discussion
today contributed to this. Thank you.
Abspann 57:05
Ende 57:26